Haustürportraits in Wien

03. Mai 2020

Zur Feier, dass die Ausgangsbeschränkungen beendet sind, hab ich am 1. Mai 2020 noch mal Haustürportraits gemacht. Anders als geplant war ich doch nur bei zwei Haustüren. Dafür ergaben sich dort intensive Gespräche und besonders interessante Fotos, wie ich finde!

Denn ich begegnete an diesem Tag zwei Talente ganz unterschiedlicher Disziplinen: Musik und Athletik.

Roman, Musiker

 

Zunächst war ich bei Roman zu Besuch. Er ist Jazzmusiker und da er im Erdgeschoss wohnt, war es naheliegend, ihm nicht nur vor seiner Haustüre zu begegnen. Genau genommen habe ich ihn ja gar nicht vor seiner Tür fotografiert – denn ihn in seinem straßenseitigen Fenster abzulichten fand ich witziger. Während meines Besuchs in seiner Wohnung haben wir immer braven Babyelefantenabstand zueinander gehalten!

Als Vollblutmusiker hat Roman die Quarantäne nicht als extrem einschränkend empfunden, da er es gewohnt ist, von zu Hause aus zu arbeiten. Natürlich freut er sich darauf, wieder unbeirrt mit Freunden im Park sitzen zu können und Karten zu spielen. Etwas wird er aus der Zeit aber schon vermissen: die Entspanntheit und Entschleunigung.

 

„Wenn du eine E-Mail nicht gleich beantwortest, denken sich die Leute: Klar, wegen Corona…“

 

Er hat gerade die Förderung für sein zweites Album beantragt, welches er im Sommer im Radiokulturhaus aufnimmt. Die Vorbereitungen dafür haben Roman die letzten Wochen schon beschäftigt und werden ihn auch weiter vereinnahmen. Er erzählte mir einiges über das Konzept und erklärte mir auch seine Art Moodboard, die Blättercollage an seiner Wand. Obwohl er das geltende Auftrittsverbot bedauernswert findet und ihm selbst einige Auftritte im März und April abgesagt wurden, merkt er durch die Arbeit am Album gerade nicht so viel davon.

Mir wurde die große Ehre zuteil, einige Ausschnitte der brandneuen Lieder zu hören zu bekommen. Ich kann nur sagen: Wow, da kommt was ganz Großartiges! Wer auf Jazzmusik steht, sollte sich auf jeden Fall über Romans Projekte informieren: Klick.

Luisa, Angestellte & Bewegungskünstlerin

 

Wiedersehen macht Freude! Luisa ist eine alte Bekannte, wir kennen uns aus der Zeit bei enemy.at, wo wir schon damals öfter gemeinsam (als Redakteurin und Fotografin) Konzerte besucht haben. Das hat sich bis heute kaum geändert, denn wir haben das Talent, uns immer wieder – ungeplant und zufällig – auf Konzerten zu begegnen. Auf der Straße oder im Augarten sind wir uns aber noch nie über den Weg gelaufen, obwohl sie seit einigen Monaten so nah bei mir wohnt!

Amüsanterweise ist ihr Haus das Einzige in ihrem Umkreis, das von außen so stark beschmiert ist. Als ich in ihrer Gasse ankam und mich umsah, musste ich wirklich darüber schmunzeln. Aber ich finde, gerade das viele Graffiti macht sich auf den Fotos extrem cool im Kontrast mit ihrem grünen Pulli und ihren wunderschönen roten Haaren. (Von innen ist alles übrigens nigelnagelneu, das ist ja das Wichtigere.)

Luisa arbeitet neben einem Bürojob in der Krafftgasse, wo sie unter anderem Handstandkurse gibt. Ich hab mir spätestens jetzt fest vorgenommen, einen zu besuchen. Ich bewundere sie für ihr Können und liebe jeden ihrer Instagramposts, in denen sie ihre Yogaflows und die schönsten Handstandposen zeigt!

 

 

Um nicht zu vereinsamen, hatte sie sich mit anderen allein lebenden Freundinnen zusammengetan und eine Quarantäne-WG gegründet. Schließlich ist psychische Gesundheit ja ebenso wichtig wie körperliche! Bewegung und frische Luft sind ihr extrem wichtig. Luisa war heilfroh, als der Augarten nach Ostern wieder geöffnet wurde. Sie konnte sowieso nicht nachvollziehen, warum er überhaupt geschlossen war. Die Quarantäne-Zeit gerettet hat ihr auch die Tatsache, direkt neben dem Donaukanal zu wohnen.

Nun kann Luisa es kaum noch erwarten, wieder in der Krafftgasse unterrichten zu können. Wann das Fitnesscenter wieder geöffnet werden darf, steht aber noch in den Sternen.

 

Diese Haustürportraits haben mir noch mal einen unterhaltsamen Tag beschert und ich freue mich darüber, dass ich zwei so unterschiedliche Künstler/innen kennenlernen bzw. wiedersehen konnte. Mit den Ausgangsbeschränkungen ist nun aber auch dieses Projekt passé, denn ohne verliert es ja etwas der Magie.

Und obwohl es mir so viel Spaß gemacht hat – ich hoffe auf keinen zweiten Lockdown! Bin aber dafür wieder für Projekte jeglicher Art zu haben, denn ich darf wieder ganz offiziell und fast ohne Einschränkungen meiner Arbeit nachgehen!

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